Tiefe Krater, hohe Felsen, weites Land – das ist Arizona!
Eigentlich hatten wir uns schon an das warme Klima von Palm Springs gewöhnt und gingen davon aus, dass wir in den Wüstenregionen und im Landesinneren unsere T-Shirts auspacken können. Die Temperaturen am Grand Canyon Nationalpark haben uns dann doch wieder in die Realität zurückgeholt – wenn man dann auch noch um halb 6 morgens das Hotel verlässt, um den Sonnenaufgang am Grand Canyon nicht zu verpassen, ist man über jedes mitgenommene, warme Sweatshirt froh. In der bewaldeten Gegend ist die Luft wirklich frisch, aber auch fühlbar klar und gesund. Holger hat sich sofort an den Schwarzwald oder das Allgäu erinnert gefühlt.
Um das unglaublich facettenreiche Farbenspiel beim Sonnenaufgang zu erleben, wurde uns der Yavapi Point am Geologie Museum empfohlen. Unsere Angst, zu spät aufgestanden zu sein, war unbegründet: wir waren die allerersten… Aber gerade das war total schön: der morgen erwacht und ich rolle (auf einem für mich gut fahrbaren, geteerten Weg) in Richtung Aussichtplattform… totenstille – und ich schaue in den tiefen, dunklen Abgrund hunderte Meter tief in den Grand Canyon…
Holger hat mich dann noch abseits vom Weg über ein paar steinige Felsplatten geschoben, damit ich auch noch näher am senkrechten Abgrund die Aussicht genießen kann. Mehrere Fotografen stellten sich nach und nach auf. Die unglaubliche Stille wurde nur getrübt, als eine 10köpfige indische Familie um die Ecke kam und ununterbrochen quasselte. Warum kann man an solch einem Ort nicht einfach mal den Mund halten und die Atmosphäre in sich aufsaugen??? Aber auch das ging vorbei…
Mit tollen Bildern, jeder Menge tollen Eindrücken und komplett durchgefroren gingen wir erst mal wieder zurück zum Hotel am Südeingang des Nationalparks, um zu frühstücken. Auf der weiteren Fahrt in Richtung Kayenta (unseren nächsten Ziel) fuhren wir entlang des Grand Canyon und passierten in der Mittagssonne noch mehrere Aussichtspunkte. Aber so voll beleuchtet kam die beeindruckende Tiefe und Mächtigkeit gar nicht mehr richtig zur Geltung. Es war schon noch beeindruckend, aber das Highlight war wirklich der Sonnenaufgang und die Atmosphäre an diesem Morgen.
Ohne Handyempfang und Navigationsystem fuhren wir dann zum östlichsten Punkt unserer Rundreise: das Monument Valley liegt wirklich tief im Bundesstaat Arizona in einem Indianerreservat.
Diese rot leuchtenden Steinformationen sind wirklich beeindruckend. Uns wurde empfohlen, eine Jeeptour zu den Felsen zu machen. Es hieß, dass der 27km lang Scenic Drive über eine nur für Allradfahrzeuge geeignete Piste verläuft. Ich wollte jetzt nicht unbedingt auf einen Jeep stundenlang durch das Tal gefahren werden, vor allen da diese Wagen offen sind und der purpurrote Sand ganz schön aufgewirbelt wurde. Wir gehen mal hin und fragen, ob wir auch mit dem Mietwagen durchfahren können.
Die Antwort ‚yes, but drive slow and carefully‘ hätte uns schon darauf hinweisen sollen, dass wir nicht weit kommen: nach etwa 2km unebener und steiler Hänge trauten wir uns dann doch nicht mehr weiter. Zum Fahren war dies auch eine echte Herausforderung. Aber: auch das genügte schon, um den Fäustlingen (den bekanntesten Felsen des Valley) schon sehr nahe zu kommen und unvergessliche Eindrücke zu sammeln.
Nach der Schüttelpartie im Monument Valley übernahm ich wieder das Steuer und wir machten uns auf den Weg zum nächsten großen Naturschauspiel – dem Bryce Canyon. Auch diese über 400km langen Fahrt durch das karge, aber trotzdem beeindruckende Inland gab mir wirklich das Gefühl, auf einem richtigen Roadtrip zu sein. Roll on, Manu.
Eigentlich wollten wir nur noch zum Hotel am Bryce Canyon. Ein Fotograf, mit dem wir am Grand Canyon ins Gespräch kamen, schwärmte jedoch unglaublich von einem gewissen Zion Nationalpark. Etwa 20 Meilen vor unseren Ziel sahen wir das Schild ‚Entrance Zion National Park‘. Da es noch nicht so spät war und solch eine schöne Abendstimmung herrschte, entschieden wir uns spontan, den Park zu besuchen. Und wir sollten es nicht bereuen: wir erlebten den unserer Meinung nach schönsten Nationalpark auf unserer Reise. Mehr dazu im nächsten Bericht und im bald folgenden Video…