Eine Mietwagenrundreise ist kein Erholungsurlaub
Der Reiseveranstalter sagte mir bereits vor der Buchung den Satz: Eine Mietwagenrundreise ist kein Erholungsurlaub. Das war mir schon bewusst, aber nach mehr als der halben Reise ziehe ich folgendes erstes Fazit: Es ist ein echt heftiger und straffer Terminplan. Und nicht nur für einen Rollstuhlfahrer. Man hat einfach keinen freien Tag, um das Erlebte zu verarbeiten. Die Abende verbringen wir meistens im Hotelzimmer und gönnen uns ein, zwei gemütliche Stunden mit einem kühlen Bier. Ich schreibe meistens Blog-Einträge oder suche passende Bilder aus und Holger schneidet die Filme. Und dann müssen wir noch die Etappe für den nächsten Tag planen. Gerade in den Städten und den Vergnügungsparks wie Sea World oder Universal Studios bekommt man so viele Eindrücke, dass man irgendwann gar nicht mehr aufnahmefähig ist. Genau dann bräuchte man einen Tag ohne 400-500 Kilometer zurücklegen zu müssen – man muss sich ja auch immer wieder an eine neue Umgebung gewöhnen.
Ich bin recht fit und kann auch mit aktiven 12 Stunden-Tagen umgehen, aber es zehrt einfach an der Energie und an der Begeisterung, wenn man in 13 Tagen nicht einmal richtig ausschlafen und langsam machen kann. Wir haben das am ersten Tag in L.A. gemacht. Dieser Tag hat uns aber am Ende gefehlt und wir konnten viele Dinge nicht mehr sehen.
Und gerade Rollstuhlfahrer wissen, dass nicht immer alles reibungslos klappt – sei es beim duschen, Toilette, Schlafprobleme, Druckstellen, Rollstuhldefekte oder auch nur das körperliches Befinden. Bei mir ist bisher nichts gravierendes passiert, aber es hätte auch nichts passieren dürfen bei diesem Etappenplan.
Ein Beispiel: wir verlassen das Hotel in Laughlin um 11Uhr, haben bis zum Grand Canyon eine 460km lange Strecke vor uns, die ca. 5,5 Stunden Fahrtzeit benötigt. Dann muss man auch mal Mittagessen und sieht auf der Strecke interessante Kulissen und hält kurz an. Wir kommen um 19 Uhr im Hotel an, checken ein, essen noch kurz im Restaurant an und gehen ins Bett, weil uns der Wecker um 4.30 Uhr in der früh weckt. Wir wollen den athemberaubenden Sonnenaufgang um 5.52 Uhr am Grand Canyon miterleben. Danach gehen wir frühstücken, checken aus und haben an diesem Tag erneut eine knapp 450km lange Strecke zum Monument Valley vor uns. Um 15.30 Uhr dort angekommen ist es schon zu spät für den Besuch des Valleys mit dem roten Sand und den mächtigen Felsen. Opened from 8am to 5pm. Dann werden wir das am nächsten Morgen machen, an dem wir eigentlich schon auf dem Weg zum 420km entfernten Bryce Canyon sein sollten… und so geht es weiter…
Natürlich sind auch die Autofahrten wunderschön und wenn man abwechselnd fährt, geht das schon ganz gut – aber es ist einfach kräftezehrend.
Deshalb ist mein Tipp (nicht nur für körperlich eingeschränkte Menschen): Lieber ein paar Erholungstage mit einplanen. Mindestens Einen pro Woche.
Aber wenn man alle Highlights des Südwestens in 3 Wochen sehen will, geht es eben nicht anders. Die unglaublich schöne Natur in den Nationalparks geben uns auch immer wieder neue Energie… Wir haben momentan immer noch jeden Morgen Lust, neue Eindrücke in uns aufzusaugen…